Flüssige Güter wie Olivenöl, Garum (Fischsauce), Wein oder Defrutum (eingedickter Most) transportierte und verwahrte man in den dickwandigen Amphoren. Eine besondere Delikatesse waren lebende Austern aus dem Mittelmeer oder der Nordsee, die ebenfalls in Amphoren manchmal auch in Fässern transportiert wurden. Im Römerkeller in Oberriexingen sieht man noch die Standlöcher der Amphoren, die mit ihren spitzen oder kugeligen Böden in die Erde eingegraben waren. Getöpferte Kugelamphoren wogen leer ca. 30 kg. Mit 70 l Olivenöl gefüllt waren sie ca. 100 kg schwer. In der Ausstellung auf dem Podest stehen zwei Amphoren einheimischer Herstellung, die in Walheim und Bad-Cannstatt gefunden wurden. Die Amphore zum Anheben ist die Kopie einer spanischen Kugel- oder Ölamphore, Dressel 20.
Von Spanien nach Oberriexingen
Per Schiff führten Händler oder das collegia navicularii, der Verein der Schiffer, die in Amphoren verpackten Flüssigkeiten von Spanien, Italien oder Griechenland nach Obergermanien. Wohnten die Kunden der Amphoren am Rhein, gab es zwei schiffbare Flüsssysteme: Die Rhone aufwärts bis Lyon - von hier gab es einen Abzweig über die Saone an die Mosel - weiter auf der Rhone aufwärts bis zum Genfer See und den anschließenden Seen. Anschließend befuhr man die Aare bis zum Rhein. Von Lyon wäre ein Transport über den Fluss Doubs an den Rhein ebenfalls möglich. Der Transportweg von Griechenland ging wohl über die Donau. Schwertransporte wie Baumaterial und auch Amphoren wickelte man am günstigsten über die Flusssysteme ab.
Oberriexingen erreichte man am besten über den Rhein bis zur Mündung des Flusses Alb. Diesen Fluss aufwärts bis Ettlingen wohl durch Staken fahren. Östlich von Ettlingen müssen die Güter per Wagen bis Pforzheim transportiert werden. Von hier aus steht der Fluss Enz in Richtung Neckar zur Verfügung.
Amphorenscherben fand man meist an Orten entlang des Neckars wie Bad Wimpfen, Walheim, Köngen, Rottenburg oder Rottweil, aber auch an der Enz wie in Pforzheim und Mühlacker. Sie dürfen wohl als Transportschaden bewertet werden. Auch in Oberriexingen gibt es Scherben von Amphoren. Die villa rustica war wohl eher ein Endverbraucher und kein Zwischenhändler, möglicherweise aber eine Raststation, wie der Ort es zu Zeiten der Flößerei war.
Stempel und Pinselstriche auf der Amphore
Die Stempel auf den Amphoren drückte man vor dem Brand in den Ton. Sie geben Auskunft über den Ölproduzenten und den Ort der Ölherstellung. Meist töpferten Sklaven oder freie Töpfer die Amphoren nahe dem Hafen, wo sie verladen wurden und nicht am Ort der Ölherstellung. Nach dem Brand der Amphore wurde mit dem Pinsel Datum, Gewicht des Inhalts, der Name des Händlers und ein Kontrollvermerk aufgetragen. Sie werden mit Harz und Korkscheiben verschlossen. Die schlanken Weinamphoren transportierte man auf dem Schiff liegend, die Kugelamphoren standen in Holzgestellen, da die Böden nicht flach waren. Oft erhielten sie zum Schutz gegen Stöße noch ein Korbgeflecht.
Was liefert Obergermanien für das Öl in den Süden?
Im Gegenzug hat man wohl Vieh, Speck, Würste und Käse, aber auch Bauholz geliefert. Rom bevorzugte die großen gallischen Speckseiten. Wolle, Tierhäute, Bienenwachs und Stoffe waren ebenfalls beliebte Güter.
Amphore – der Kühlschrank der Antike
Warum man überhaupt die schweren Amphoren den leichteren Fässern vorgezogen hat, dürfte der Kühlhalteaspekt sein. Der Kühlung wegen versah man Amphoren mit einer Spitze am Boden, grub sie in Sand oder Erde im Keller ein und hatte so den energielosen „Kühlschrank“ der Antike.
Amphore – ein nachhaltiges Verpackungsmittel
Sind Öl oder Wein verbraucht, nutzte man die Amphore in Zweitverwendung als „Getreidesilo“ für Spelzgetreide wie Dinkel oder als Räucherfass mit Löchern versehen, wie im Tempel von Riegel. Einheimisch getöpferte Amphoren hat man wohl zur Bierherstellung benutzt oder mit einheimischem Pflanzenöl wie Leinöl gefüllt. Im Gegensatz zum modernen „Tetra Pack“ waren Amphoren ein nachhaltiges Verpackungsmaterial, das mehrmals benutzt wurde. Wenn man sie dann doch entsorgte, dann kündet ein Amphoren-Scherben-Berg, der Monte Testaccio, zumindest in Rom, vom Ende dieser Gefäße.
Amphorenträger - im Experiment
Absolutes Highlight im Römerkeller ist die dickbauchige Ölamphore, die mit viel Kinderkraft und einem langen Stab hochgehievt wird. Amphorenträger, das erkennen sie meist schnell, war kein Traumjob.
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