Ein original großer Hakenpflug samt Joch, nach römischem Vorbild gebaut, steht in der Vitrine und kommt bei Erntefesten zum Einsatz auf dem Feld. Originalfunde sind verschiedene Arten von Pflugscharen, Sech und Joch. Zu den genannten Themen sowie Kraftübertragung, Pflugtechnik, der Pflug im Experiment und Fundort:
Pflugschar (vomer)
Eiserne Pflugscharenschob man auf die Sohle des römischen Hakenpfluges, um diese vor Abnutzung zu schützen. Diese Tüllenpflugschar ist seit dem 1. Jahrhundert v. Chr. bekannt und ist typisch für die römische Zeit. Ihre Form hat sich bis in die Neuzeit erhalten. Die stangen-, und speerförmigen Pflugscharen gehen zwar auf eisenzeitliche Vorbilder zurück, letztere verwendete man jedoch noch bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. in Köln und als Pflugmodell.
Das Sech (culter)
Bei schweren Böden oder Grasland schnitt das Sech, das Vorschneidemesser, das am Pflugbaum befestigt wurde, vor der Pflugschar den Boden auf, damit diese leichter in den Boden eindringen konnte. Dieses Gerät erwähnt nur Plinius in seinen Schriften und fehlt auf antiken Darstellungen. Bekannt ist es seit der Spätlatènezeit und seit dem 2./3. Jahrhundert n. Chr. aus römischen Zerstörungshorizonten. Erst in spätrömischer Zeit kam das Sech vermehrt zum Einsatz
Kraftübertragung
Der römische Hakenpflug war über den Pflugbaum starr mit dem Joch auf den Schultern der Ochsen verbunden. Trotz eiserner Schar und Sech brauchte der Pflugführer beträchtliche Kraft, damit der Pflug Furchen von 5-8 cm Tiefe zog. Columella schreibt: „…weil ein hochgewachsener Mann in der Landwirtschaft durch nichts mehr ermüdet, als wenn er sich beim Pflügen mit seinem ganzen Gewicht auf den Sterz lehnt.“ Neben dem Schulterjoch war auch das Stirnjoch bekannt. Für diese Art der Anschirrung und die mittelschwereren Böden im Norden der Alpen eigneten sich Ochsen am besten.
Joch (jugum)
Das Einzeljoch aus Apfelbaumholz könnte zu einem Maultier oder Esel gehören. In die seitlichen Öffnungen konnte man wohl Körbe einhängen, Säcke trug das Tier wohl eher auf dem Rücken. Ein Joch dient aber vornehmlich zum Ziehen von Lasten, wie einen kleinen Wagen oder einen Pflug in leichtem Boden. Das Doppeljoch aus Eichenholz dürfte von einem „Joch Ochsen“ einem Paar Pflugochsen stammen.
Pflugtechnik
Beide Agrarschriftsteller aus römischer Zeit, Varro wie Plinius, empfehlen den Acker dreimal zu pflügen: zunächst in Längsrichtung, (proscindere) um den Boden zu lockern und Unkraut zu entfernen. Danach ein- zweimal in Querrichtung (offringere), damit auch die schmalen Stege des ersten Pflugdurchgangs umgebrochen wurden. Nach der Aussaat wohl wieder in Längsrichtung, um die Saat zu bedecken. Ein Ochsengespann, so Plinius, konnte am Tag ein jugerum (0,25 ha) einmal pflügen. Bei 3 Pfluggängen dauerte es 12 Tage, um einen ha Land zu bearbeiten. Da die Pflugzeiten durch Wetter und Vegetation begrenzt waren, brauchte man mehrere Pfluggespanne gleichzeitig. Möglicherweise kamen diese von benachbarten Dörfern (vici). Für den Hof von Oberriexingen wären Gespanne aus dem römischen vicus, auf dem heute Enzweihingen steht, naheliegend.
Dieses kreuzweise Pflügen auf Blockfluren – quadratisch oder breit rechteckig, keinesfalls Langstreifen wie im Mittelalter - konnte in Spuren bei Ausgrabungen nachgewiesen werden.
Der nachgebaute römische Pflug im Experiment
Für das Team vom Landesmuseum Württemberg diente als Vorbild zum Nachbau des original großen römischen Hakenpflugs römische Pflugmodelle und altertümliche Pflüge aus Afrika. Ziel war es, die römische Feldarbeit im Vergleich mit moderneren Pflügen zu erleben. Die modernen Ochsen, nicht gewohnt unter einem Joch zu gehen, waren schwer zu lenken. Mit Schraubzwingen an Pflugbaum und Sterz konnte beim Experiment die Einstellung der Pflugschar flacher oder steiler eingestellt werden. Unverkennbar war es Schwerarbeit für Pflugführer und Ochsen, eine Furche in den mit Gras bewachsenen Boden zu ziehen, trotz Sech. Man muss wohl annehmen, dass römische Felder nie so voll Gras standen wie das Versuchsfeld. Wahrscheinlich hat man das abgeerntete Getreidefeld – nachdem die Schafe noch darauf geweidet hatten – umgebrochen, um festen Grasbewuchs zu verhindern.
Fundort der Objekte:
Die gestempelte Tüllenpflugschar: Dettingen/Erms
Die stangenförmige Pflugscharen: Fundort unbekannt
Die speerförmige Pflugschar: Holzgerlingen
Pflugschar und Sech: spätrömischen Hortfund von Osterburken
Einzeljoch: Pforzheim, Kopie
Doppeljoch: Welzheim, Kopie
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